Was ist eine Gehirnentzündung durch Autoantikörper (Autoimmune Enzephalitis)?

Gehirnentzündungen sind selten und betreffen 2 - 3 Menschen/100.000 Einwohner pro Jahr. Eine Gehirnentzündung kann sowohl durch Erreger (z.B. Bakterien, Viren) als auch durch das eigene Immunsystem ausgelöst werden. Bei bis zu 10 % dieser Gehirnentzündungen können Antikörper gegen Bestandteile des Gehirns nachgewiesen werden. Antikörper sind Eiweiße, die vom Körper gebildet werden um Erreger abzuwehren. Allerdings können diese Antikörper manchmal nicht zwischen „Freund und Feind“, zwischen dem Erreger und dem eigenen Körper unterscheiden – es resultiert dann eine Autoimmunerkrankung.

Betroffen können Menschen jeder Altersgruppe – auch Kinder – sein. Durch die Antikörper werden Teile des Gehirns in ihrer Funktionsweise gestört Die Antikörper werden nach dem Namen des angegriffenen Eiweißes bezeichnet. Der bekannteste Antikörper richtet sich gegen den NMDA-Rezeptor, einen wichtigen Botenstoffempfänger der Gehirnzellen. Diese Erkrankung wird demnach Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis genannt. Allerdings existieren auch Antikörper gegen weitere Bestandteile des Nervensystems, z.B. GABA(b) Rezeptoren, AMP-A Rezeptoren usw. Allen diesen Erkrankungen ist gemeinsam, dass der Antikörper die Symptome auslöst. Meist bleibt die Ursache aber – wie bei vielen Autoimmunerkrankungen – unbekannt. In der Folge kann es zu Störungen des Gedächnisses, Bewustseinsstörungen, Wesensveränderungen oder auch Krampfanfällen kommen.

Weil diese Erkrankungen so selten sind, gibt es in Deutschland bislang nur wenige Daten zur Häufigkeit, zum Verlauf und zum Ansprechen auf bestimmte Therapien. Es muss auch von einer hohen Zahl nicht korrekt diagnostizierter bzw. fehldiagnostizierter Patienten ausgegangen werden.

Wie wird eine Autoimmune Enzephalitis diagnostiziert?

Die Antikörper können mit modernen Laboranalysen im Liquor (Rückenmarksflüssigkeit) und im Serum (Bestandteil des Blutes) nachgewiesen werden. Auch ohne den Nachweis von Antikörpern ist die Diagnose möglich, dazu werden im Liquor Entzündungszeichen und Veränderungen des Gehirns mittels MRT und EEG untersucht. Liquor wird durch eine Lumbalpunktion entnommen, dabei wird mit Hilfe einer speziellen Nadel im Bereich der Lendenwirbel eine kleine Menge Rückenmarksflüssigkeit aus dem Wirbelkanal entnommen.

Wie wird eine Autoimmune Enzephalitis behandelt?

Oft bessern sich die Symptome durch in die Vene verabreichtes hochdosiertes Kortison, eine Blutwäsche oder eine Behandlung mit weiteren das Immunsystem beeinflussenden Medikamenten. Die Erholung kann allerdings Wochen bis Monate dauern. Selten kommt es auch zu Rückfällen.

Wohin kann man sich wenden?

Wenn man mit der eigenen Erkrankung oder der eines Angehörigen konfrontiert wird, kann der Austausch mit anderen Erkrankten oder Gleichgesinnten weiterhelfen um sich zu informieren und die Erkrankung zu verarbeiten. Hier finden Sie weitere Informationen:

Lesenswertes

Patient*inneninfoblatt zur Autoimmunenzephalitis

Patienteninfoblatt_GENERATE.pdf (708,4 KiB)

Feuer im Kopf
In dem Buch „Feuer im Kopf – meine Zeit des Wahnsinns“ schildert die amerikanische Reporterin bei der New York Post Susannah Cahalan ihre beewegende Erkrankungsgeschichte. Nach einer Reihe von Fehldiagnosen wurde bei der damals 24-jährigen Susannah Cahalan eine Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis diagnostiziert.

Blog einer ehemaligen Patientin mit Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis
Eine Krankheit die dein Leben verändert! - antinmdarezeptorenzephalitiss Webseite!